kukuruz

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14 years ago @ webMoritz.de - Gastbeitrag: Zu den â€... · 2 replies · +3 points

Auch wenn die antislawische Hetze Arndts vielleicht nur ein Nebenaspekt seiner Persönlichkeit ist. Sie lässt sich jedenfalls nicht durch das Scheinargument einer gegen die Besetzung durch eine fremde Macht gerichteten Bestrebung und Mobilisierung rechtfertigen. Polen existierte zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Schrift faktisch nicht.

Was seine "Bevorzugung" des russischen Volkes anbelangt: In ebenjener Polenlärm-Schrift schreibt er dazu:

Zitat (Arndt): "... die zahlreichen und wimmelnden Stämme der Slawen und Wenden haben nirgends Dauerndes gestiftet noch stiften gekonnt... Davon machen die Russen allerdings eine ehrenvolle Ausnahme. Sie haben wenigstens einen politischen Verstand und Bestand offenbaret, obgleich wir Germanen nimmer wünschen können, ihren Rock anzuziehen. Warum haben sie das offenbart? Sie haben eine Zuthat von germanischen Skandinavien, sie haben später eine bedeutende Zuthat von Tartaren bekommen."

Hier zeigt sich in aller Klarheit das, was der Historiker Dr. Echternkamp in seinem wirklich bemerkenswerten und sehr ausgewogenen Aufsatz zur Anrdt-Debatte einen "essentialistischen Nationenbegriff" nennt. Für einen Patrioten hält sich auch der Verfasser der Gegenschrift. Für Arndt ist die Nation aber in erster Linie in einem "nationalen Wesen" begründet. Und diese im Kern biologistische Auffassung führt geradewegs zum Nationalchauvinismus und in der Konsequenz in den Rassismus.

Es gibt doch zahlreiche Beispiele für historische Persönlichkeiten dieser Zeit, die sich als "Patrioten" fühlten, aber ihren Patriotismus sehr wohl mit völkerverbindenden Ideen zu vereinbaren wussten. Eine herausragende Anwältin des polnischen Volkes war zum Beispiel Bettina von Arnim, die - gleichfalls 1848 - unter dem Pseudonym "St. Albin" die sogenannte "Polenbroschüre" herausgab. Diese Autorin kann ja geradezu als prototypische Adressatin der Arndtschen Hetzschrift angesehen werden. Da bekennt sie zum Beispiel

Zitat (Bettina von Armin) : "Sympathie für eine Nation, welche durch die Stürme aller politischen Elemente grausame Niederlagen erlitten hat und sich dennoch immer wieder mit vaterländischer Begeisterung emporragt"

und hofft

Zitat (Bettina von Armin): "daß der Schatz von Menschenliebe den Polen glückbringend sein wird"

Wir sehen also, dass "vaterländische Begeisterung" und völkerverbindender Humanismus für die Zeitgenossen Arndts sehr wohl vereinbar zu denken war.

14 years ago @ webMoritz.de - Gastbeitrag: Zu den â€... · 2 replies · +1 points

Wissenschaft betreiben bedeutet Austausch und Kommunikation. Deshalb ist es für eine Universität durchaus von Wichtigkeit, wie man in der Welt über den jeweiligen Namensgeber denkt. Dabei geht es nicht um "Eilfertigkeit" sondern - als absolute Mindestforderung - um die Vermeidung von offensichtlichen Brüskierungen. Dazu muss man nichteinmal den "Popocatepetl" bemühen. Das gilt bereits für die unmittelbare Nachbarschaft. Denn ebenso geringschätzig wie über Franzosen und Juden schrieb Arndt über Polen (und alle weiteren slawischen Völker).

In seiner 1848 veröffentlichten Kampfschrift "Polenlärm und Polenbegeisterung" zieht Arndt über den (nicht unbeträchtlichen) Teil seiner Landsleute her, die den polnischen Freiheitsbestrebungen dieser Zeit mit Sympathie gegenüberstehen:

Zitat (Arndt): "Die Polen und überhaupt der ganze slawische Stamm sind geringhaltiger als die Deutschen, und die deutschen Polennarren haben weder einen politischen noch einen geistigen und sittlichen Grund, die Kinder ihres Blutes den Polacken zu Gefallen aufzuopfern und in den schlechten Stoff hineinstampfen zu lassen."

In der gleichen Schrift rechtfertigt er übrigens die Gründung des Deutschordensstaates als "Eroberungsrecht" - nur mal als Argument zu der Nichtangriffsdebatte.

Bereits im selben Jahr publizierte ein (unbekannt gebliebener) junger Autor namens Ludvik Königk in einem Frankfurter Verlag eine Gegenschrift. namens "Gerechtigkeit für Polen". Man kann das ganze Buch online lesen:

http://books.google.de/books?id=EucSAAAAYAAJ&...

Bemerkenswert ist daran zweierlei: Bereits vor etwa einhundertfünfzig Jahren ließen es sich junge Leute nicht gefallen, sich einen derartig völkerverhetzenden Unsinn von einem - bereits zu dieser Zeit - historisch völlig von der Zeit überholten alten Mann einimpfen zu lassen. Das Beispiel wiederlegt ganz klar die These von einer eben zeittypischen nationalchauvinistischen Haltung.

Greifswald gehört zusammen mit einigen weiteren nordostdeutschen und südwestschwedischen Gebieten sowie dem polnischen Westpommern der Euroregion Pomerania an. Selbst wenn man also nur die unmittelbare Nachbarschaft betrachtet und den "Provinz"-Begriff positiv deutet, muss man geradezu närrisch sein, den Namen eines derartig geifernden Polenhassers für eine Universität mitten in dieser Region zu führen.